Eine Übung, die auf den ersten Blick zu simpel für Fortgeschrittene wirkt.


Meiner Meinung nach läßt sich damit jedoch viel sinnvolles ausprobieren...

Mithilfe folgender Übungen lassen sich grundsätzliche Dinge (schicken, abrufen, arbeiten mit mehr Distanz, schräges Springen, Verleitungen etc.) ohne großen Aufwand prima üben.

Übung 1
Zu Beginn solltet ihr einfach ein paarmal die gerade Reihe hoch, durch den Tunnel, und wieder zurück laufen. Wichtig hierbei: Immer mal die Seite wechseln und im Ziel viel belohnen. Übrigens geht es - im Moment - nicht darum, den Hund weit vor zu schicken oder abzurufen, also: gebt euch Mühe und rennt!
Dabei könnt ihr zunächst mal dicht beim Hund bleiben, und dann nach und nach den Abstand ein wenig vergrößern. Irgendwann wird der Hund vielleicht aus der Reihe heraus zu euch laufen. Das ist dann der maximale Abstand in dem er (im Moment) bereit ist zu arbeiten. Merken und bei den späteren Parcours dran denken!
Wenn ihr eine ganze Weile dieses Spielchen gemacht habt, stellt ihr sicher auch fest, dass der Hund schneller wird. Wenn er so richtig fix unterwegs ist und beide viel Spass dran gekriegt haben wird es Zeit für:

Übung 2
Im nächsten Durchgang versucht ihr mal, den Hund an einer vorher festgelegten Stelle aus der Reihe zu rufen. Das ist nach Übung 1 vielleicht nicht so einfach, wie es klingt. Ihr müsst daran denken alle Hilfen dazu zu nehmen. Ansprechen, den Körper wegdrehen, ein paar Schritte seitlich machen, vielleicht in die Hände klatschen... Wenn der Hund korrekt wendet: sofort bestätigen! Werft einfach das Spielzeug von der Reihe weg, oder lauft mit dem Bestätigungsleckerchen ein paar Schritte weiter, bevor ihr es füttert. (Ich bin der Meinung, bei dieser Übung bietet sich Spielzeug eher an als Futter.) Wenn nicht, bloss nicht meckern. Einfach nochmal von vorne anfangen und sich beim Rausrufen noch mehr Mühe geben. Denkt dran, der Hund weiß ja nicht, wo´s langgeht - deswegen ist er auch nicht schuld, wenn er falsch läuft.
Viele machen den Fehler und klingen, als wenn sie dem Hund den Hals umdrehen wollten, während sie rufen. Das ist Blödsinn. Würdet ihr als Hund noch kommen? Besser, es klingt so, als wenn ihr gerade was total aufregendes vorhabt - und das stimmt ja auch. Wenns spannender für den Hund ist, zu euch zu kommen, als den nächsten Sprung zu nehmen, habt ihr gewonnen. Wenn ihr einige Male hintereinander nach links und rechts aus der Reihe abgebogen seid, erschweren wir es noch etwas mit:

Übung 3
Jetzt dreht ihr nach dem Rausrufen um, und lauft in entgegengesetzter Richtung wieder zurück. Also z.B. 1-2-3-4-10-11-12. Hier gibt es eigentlich zwei Möglichkeiten, wie ihr´s machen könnt.

Möglichkeit 1: Ihr ruft den Hund raus, lauft rückwärts einige Schritte von der Reihe weg und dann drückt ihr ihn vorwärts wieder auf den ersten Sprung in Gegenrichtung, im Beispiel also die 10. Dies ist ein guter und schneller Weg, weil der Hund bestimmt dicht an der Hürde laufen wird. Allerdings besteht die Gefahr, dass er die 4 doppelt springt, wenn ihr nicht weit genug von der Reihe wegsteht.
Möglichkeit 2 schließt das aus.

Ihr lauft z.B. rechts neben dem Hund dicht an der Reihe mit, bis er über 4 gesprungen ist. Dann dreht ihr euch nach rechts vom Hund weg und nehmt ihn in diese Drehung mit. Der Hund läuft einmal um euch herum, und wenn er auf Sprung 10 guckt, müsst ihr nur noch das Zeichen geben und es geht in entgegengesetzter Richtung weiter. Diese Möglichkeit ist eher umständlich und kostet Zeit. Trotzdem solltet ihr ausprobieren, ob es für euch und euren Hund so besser klappt.
Zwischendurch solltet ihr ruhig mal wieder die ganze Reihe hoch und runter laufen, damit der Hund die Lust nicht verliert. Auch immer dran denken die Seite häufig zu wechseln und auch die Hürde, an der ihr umdreht. Mal schon nach der zweiten, mal erst nach der fünften (was wegen des Tunnels und der bereits aufgenommenen Geschwindigkeit besonders tückisch ist).

Übung 4
Wenn ihr euch sicher seid, welche Möglichkeit euch für Übung 3 am besten gefällt und alles bisher gut klappt, wird es jetzt noch ein bisschen schwieriger. (Ihr fandet die Übungen ganz einfach, oder?) Als nächstes lassen wir auf dem Weg einen Sprung aus, also z.B. 1-2-4-5. Hier müsst ihr euch an den Abstand aus Übung 1 erinnern. Wenn ihr den nämlich nicht einhaltet, wird der Hund auch die dritte Hürde springen. Also: weit genug weg vom Hund und erst, wenn er an der gefährlichen Hürde vorbei ist, wieder dichter ran. Denkt auch dran, dass ihr nach jeder gelungenen Übung viel spielt und den Hund auflockert und dass ihr nicht sauer reagiert, wenn was nicht klappt.

Übung 5

Als nächstes bauen wir mal ein paar Schwierigkeiten für den Hundeführer ein. Der Hund hats ja bisher auch nicht leicht gehabt, oder? Also - ihr lauft los mit dem Hund auf der einen Seite und wechselt an einer vorher festgelegten Stelle zwischen zwei Hürden die Seite.
Das ist ziemlich knifflig, aber es kommt in fast jedem Prüfungsparcours ein ähnlicher Seitenwechsel vor. Der Trick ist das Timing.
Ihr dürft nicht loslaufen, bevor der Hund den nächsten Sprung auch sauber anvisiert hat. Aber wenn ihr zu spät wechselt, kommt ihr nicht mehr auf eine Höhe. Dann wird der Hund den übernächsten Sprung verweigern. Auf keinen Fall dürft ihr beim Laufen zu sehr abbremsen, dann holt ihr ihn nämlich nicht mehr ein. Wenns gar nicht klappt, dann macht ein paar Trockenübungen ohne den Hund und achtet auf den richtigen Weg und gleichbleibendes Tempo. Der richtige Weg verläuft übrigens in relativ weichen Kurven. Wenn ihr zwischen den Hürden rechtwinklig abbiegt, kann es nicht klappen, dann muss der Hund zur anderen Seite herauslaufen! Wenn ihr die Seitenwechsel gut im Griff habt, machen wir als nächstes ein paar lustige Tunnelspielchen.

Übung 6

Ihr lauft mit dem Hund die Reihe hoch und schickt ihn (zunächst mal) in den Tunneleingang, der euch näher liegt.
Während der Hund im Tunnel ist, rennt ihr rückwärts zur anderen Seite und nehmt ihn mit der anderen Hand in Empfang, um den Weg zurückzulaufen. Dieser sogenannte belgische Wechsel ist in allerlei Parcourssituationen nützlich und es lohnt sich deswegen, sowas mal zu üben. Während der Hund im Tunnel ist, sieht er euch nicht, so dass gar nichts passieren kann. Hauptsache ist, ihr steht richtig, wenn er wieder herauskommt. Wenn ihr noch unsicher seid und sowas vielleicht überhaupt noch nie probiert habt, empfehlen sich wieder ein paar Trockenübungen. Sobald ein paar gute Wechsel auf beiden Seiten geklappt haben, machen wir weiter mit:

Übung 7
Jetzt gehts um den anderen Tunneleingang. Ihr habt also z.B. den Hund links und er soll in Eingang 6. Wieder bieten sich zwei Möglichkeiten. Möglichkeit 1 beruht auf Übung 5. Ihr wechselt also zwischen 4 und 5 die Seiten und "zieht" den Hund somit in den richtigen Eingang. Möglichkeit 2 setzt voraus, dass ihr mindestens auf einer Höhe mit dem Hund seid, besser noch etwas vor ihm (wie, schon müde??). Dann habt ihr die Chance, den Hund durch Laufen nach links in den gegenüberliegenden Tunnel zu "drücken". Bei der Übung hier, wenn ihr also von 1-5 gehechtet seid, ist das bei den meisten Hunden unrealistisch. Aber vielleicht habt ihr ja einen langsamen Hund, den ihr etwas motivieren müsst. Dann bleibt vor ihm und probiert es aus.

Übung 8
Zum Abschluss solltet ihr Übung 1 ein paarmal wiederholen. Es motiviert den Hund, wenn zum Schluss was einfaches passiert, und ihr habt Gelegenheit das Schicken und Abrufen auszuprobieren. Geht bei jedem Durchgang ein kleines bisschen weiter vor am Start und bleibt ein bisschen weiter zurück Richtung Tunnel. Schafft ihr es, zwischen Sprung 3 und 4 ganz still zu stehen? Mit einiger Übung sicher. Wenn ihr einen Hund habt, der sowieso sehr viel vorwegnimmt und selbständig arbeitet, solltet ihr so etwas aber nicht zu oft und viel machen. Wenn ihr im Turnier auf einmal 25 Meter weit weg steht, ist Kontrolle dadurch nicht unbedingt einfacher. Aber im Training könnt ihr sowas ruhig mal probieren.

So, nach diesen Übungen seid ihr wahrscheinlich ziemlich erschöpft. Ihr habt ausprobieren können, wie ihr den Hund schickt, wie ihr ihn ruft, ihr habt Verleitungen geübt und eine Menge Führtechnik trainiert. Und das alles an einer simplen geraden Reihe!

Zum Abschluss könnt ihr ja mal als eine Art Test alle Übungen kombinieren und folgenden Durchgang probieren: Hund am Start rechts 1-2-3-5-6, belgischer Wechsel, 8-9-5-6 (mit kreuzen zwischen 4 und 5 oder drücken in den Tunnel) 8-9-10-11, und dann seitwärts raus und fertig.

Wer Lust hat, kann dieselben Übungen auch mit schrägen Hürden wiederholen. Dabei wird das schräge Springen vermehrt trainiert.

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